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Viele Auswirkungen des Klimawandels sind bereits spürbar. Die Schweiz muss sich aber auf weit stärkere Veränderungen einstellen. Das Pilotprogramm «Anpassung an den Klimawandel» des Bundes liefert wertvolle Erkenntnisse und konkrete Lösungen, wie auch die Landwirtschaft die negativen Folgen der globalen Erwärmung abfedern kann.
 

Die Schweiz ist von den Folgen des Klimawandels besonders betroffen. Hierzulande steigen die Temperaturen doppelt so stark wie im weltweiten Durchschnitt. Als Folge nehmen auch Risiken wie Starkniederschläge, Hochwasser, Trockenheit und Murgänge zu. Um die Schweiz gegen die Folgen des Klimawandels zu wappnen, hatte der Bund 2013 das Pilotprogramm Anpassung an den Klimawandel gestartet. Es unterstützt innovative Projekte der Kantone, Städte und Gemeinden, die aufzeigen, wie die Schweiz sich an den Klimawandel anpassen kann. 2023 wurde die 2017 gestartete zweite Phase des Programms mit insgesamt 50 Projekten abgeschlossen.

Grosse Bandbreite an Projekten

Das Pilotprogramm deckte folgende zentrale Herausforderungen ab:

  • grössere Hitzebelastung,


  • zunehmende Sommertrockenheit,


  • steigendes Hochwasserrisiko, abnehmende Hangstabilität und häufigere Massenbewegungen,


  • Veränderung von Lebensräumen und Artenzusammensetzung,


  • Ausbreitung von Schadorganismen, Krankheiten und gebietsfremden Arten.

Unter den Projekten haben einige einen starken Bezug zur Landwirtschaft. Detaillierte Informationen über die Projekte sowie Erkenntnisse und Ergebnisse aus der ersten und zweiten Programmphase finden sich auf der Website des National Center for Climate Services (NCCS).

Vier Beispiele aus der Landwirtschaft

  • Im Projekt «Hitzestress bei Weidekühen» wurde eine Methode entwickelt, um Hitzestress bei Weiderindern zuverlässig zu erkennen. Die Fachleute konnten Verhaltensweisen bei Kühen identifizieren, die es Tierhalterinnen und Tierhaltern erlauben, Anzeichen der Überhitzung zu erkennen. Es zeigte sich, dass sich Kühe auf der Weide mit zunehmendem Hitzestress weniger hinlegen, ihre Aktivität reduzieren und schneller atmen. Ausserdem halten sich die Tiere näher am Wassertrog auf und verringern die Abstände zueinander. Die Tiere zur heissesten Tageszeit in den kühleren Stall zu bringen ist als Sofortmassnahme zwar weit verbreitet und nachweislich wirksam, wurde aber mehrheitlich zu spät ergriffen. An bereits wärmeren Standorten sollten weitere Massnahmen wie das Anbieten von Schatten auf der Weide und im Laufhof oder die Verlagerung der Weidehaltung in höhere Gebiete in Betracht gezogen werden. Auch in Bezug auf die Zucht bestehen Anpassungsmöglichkeiten, indem Rassen und Zuchtlinien von Milchkühen bevorzugt werden, die besser an wärmere klimatische Bedingungen angepasst sind.


  • Im Rahmen des Projekts «Weinbau im Kanton Neuenburg» bewerteten Forschende die Schwankungen von Klimaparametern in der Region Neuenburg, um Massnahmen zu entwickeln, die den Weinbau vor der zunehmenden Hitze schützen. Die Untersuchungen zeigten, dass sich das Klima in tiefen Höhenlagen immer besser für wärmeliebende Rebsorten wie Merlot eignet. Allerdings wurde auch deutlich, dass für die wärmeempfindliche Rebsorte Pinot Noir Anpassungsmassnahmen notwendig werden, so etwa die Verlagerung in höher gelegene Gebiete mit kühleren Temperaturen. Kurz- und mittelfristige Lösungen für die Erhaltung einer qualitativ hochstehende Pinot-noir-Produktion in der Region wären z. B. die Verwendung von Unterlagen mit einem ausgeprägteren Wurzelsystem, die Beibehaltung einer Begrünung und die Pflanzung von Bäumen und Hecken um den Weinberg.


  • Im Projekt «Wasserspeicher für die Bewässerung» wurde eine Möglichkeit gesucht, um den erhöhten Wasserbedarf landwirtschaftlicher Betriebe zu decken vor dem Hintergrund, dass kleinere Fliessgewässer im Kanton Basel-Landschaft zeitweise trockenfallen. Dafür prüften die Projektverantwortlichen den Einsatz von lokalen und regionalen Wasserspeichern. Aus den Resultaten leiteten die Projektverantwortlichen Empfehlungen für die landwirtschaftliche Bewässerung ab und fassten sie in einem praxisnahen Faktenblatt für Landwirtinnen und Landwirte zusammen. Die gewonnen Kenntnisse zur regionalen und lokalen Wasserspeicherung sind zudem detailliert in zwei Berichten beschrieben, die sich an die kantonalen Fachstellen richten.


  • Das Projekt «Anpassung als Chance» entwickelte für das Bünztal im Kanton Aargau eine breit abgestützte Strategie für eine klima- und standortangepasste Landwirtschaft. Im Zentrum stand die Frage, welche Möglichkeiten und Grenzen für die landwirtschaftliche Entwicklung unter trockeneren Klimabedingungen bestehen. Die Analysen zeigten, dass die Bewässerung der Anbauflächen Chancen bietet. Durch Digitalisierung und technische Optimierungen lassen sich die Systeme verbessern und effizient einsetzen. Dennoch lohnt sich eine Bewässerung nur bei Gemüse, Obst, Beeren und Kartoffeln. Diese Kulturen machen indes bloss knapp 10 % der untersuchten Anbaufläche aus. Bei den restlichen 90 % rechnet sich die Bewässerung nicht. Das Projektteam empfiehlt daher, die Produktion auf trockenheitstolerante Kulturen und Sorten umzustellen.

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