Evaluation der Biodiversitätsförderung in der Agrarlandschaft
Seit 2015 untersucht das Monitoringprogramm ALL-EMA die Pflanzen- und Lebensraumvielfalt inner- und ausserhalb von Biodiversitätsförderflächen (BFF). Die Auswertungen zeigen eine positive Wirkung der BFF. Von der Erst- (2015–2019) zur Zweiterhebung (2020–2024) nahm die Biodiversität in gewissen BFF zu. Um die Biodiversität gesamthaft zu fördern, besteht jedoch weiterhin Verbesserungspotenzial.

Quelle: Agroscope
Biodiversitätsförderflächen (BFF) sind eine wichtige agrarpolitische Massnahme zum Erhalt und der Förderung der Arten- und Lebensraumvielfalt in der Schweizer Agrarlandschaft. Sie werden in zwei Qualitätsstufen ausgewiesen (Q I und Q II) und können Teil von einem Vernetzungsprojekt sein. Dank ALL-EMA liegen erstmals schweizweit Daten zur Biodiversität in BFF vor, die es ermöglichen, die Wirksamkeit dieser Fördermassnahmen systematisch zu evaluieren.
BFF mit höherer Artenvielfalt aber Optimierungspotenzial
Sowohl in der Erst- als auch in der Zweiterhebung von ALL-EMA zeigte sich, dass BFF nachweislich artenreicher sind als Flächen ausserhalb der BFF. Im Vergleich der Daten aus der Erst- und Zweiterhebung war in den BFF teilweise eine Zunahme der Vielfalt erkennbar. Insbesondere profitierten diejenigen Arten und Lebensräume, für welche die Landwirtschaft eine besondere Verantwortung trägt (sogenannte Ziel- und Leitarten und ausgewählte Lebensräume der Umweltziele Landwirtschaft; Abb.1 und 2). Solche Zunahmen traten vor allem dort auf, wo die Nährstoffverfügbarkeit – abgeleitet aus den Zeigerwerten der Pflanzengemeinschaften – zurückging (Abb. 3). Besonders deutlich war die Abnahme der Nährstoffverfügbarkeit in BFF, die die Qualitätsstufe II erreichen (Abb. 3). Im Gegensatz dazu wurde in der Agrarlandschaft ausserhalb der BFF keine Veränderung festgestellt (Abb. 1, 2 und 3).

Abbildung 1: Mittlere Anzahl Pflanzenarten der Umweltziele Landwirtschaft (BAFU und BLW 2008) pro 10 m2 aufgeteilt nach BFF-Kategorien, rot – ausserhalb BFF, grau – BFF Q I (erfüllt nur Q I, nicht aber Q II), blau – BFF Q II (erfüllt Q I und Q II). Durchschnitt ± 95 %-Konfidenzintervall. TZ: Talzone, HZ: Hügelzone, UB: Untere Bergzone (Bergzonen I und II), OB: Obere Bergzone (Bergzonen III und IV), SG: Sömmerungsgebiet. ▪ P < 0.1; * P < 0.05. Offene Symbole: Daten aus 2015–2019, geschlossene Symbole: Daten aus 2020–2024.

Abbildung 2: Flächenanteil mit besonders wertvollen Lebensräumen gemäss Umweltziele Landwirtschaft aufgeteilt nach BFF-Kategorien, rot – ausserhalb BFF, grau – BFF Q I (erfüllt nur Q I, nicht aber Q II), blau – BFF Q II (erfüllt Q I und Q II). Durchschnitt ± 95 %-Konfidenzintervall. TZ: Talzone, HZ: Hügelzone, UB: Untere Bergzone (Bergzonen I und II), OB: Obere Bergzone (Bergzonen III und IV), SG: Sömmerungsgebiet. ▪ P < 0.1. Offene Symbole: Daten aus 2015–2019, geschlossene Symbole: Daten aus 2020–2024.

Abbildung 3: Mittlere Nährstoffverfügbarkeit (abgeleitet aus den Zeigerwerten der Pflanzengemeinschaften) aufgeteilt nach BFF-Kategorien, rot – ausserhalb BFF, grau – BFF Q I (erfüllt nur Q I, nicht aber Q II), blau – BFF Q II (erfüllt Q I und Q II). Durchschnitt ± 95 %-Konfidenzintervall. TZ: Talzone, HZ: Hügelzone, UB: Untere Bergzone (Bergzonen I und II), OB: Obere Bergzone (Bergzonen III und IV), SG: Sömmerungsgebiet. * P < 0.05; ** P < 0.01. Offene Symbole: Daten aus 2015–2019, geschlossene Symbole: Daten aus 2020–2024.
Diese Beobachtungen lassen vermuten, dass die Bewirtschaftungsvorgaben für BFF, insbesondere die reduzierte Nutzungsintensität, kleinräumig die Artenvielfalt und die Ausprägung besonders wertvoller Lebensräume gemäss Umweltziele Landwirtschaft unterstützt. Vertiefte Analysen zeigten, dass dabei auch indirekte Faktoren wie die Gesamtfläche und die Vielfalt von BFF, der Landschaftskontext und klimatische Bedingungen die Wirksamkeit von BFF beeinflussen. Ebenfalls zeigte sich, dass vor allem mobile Arten, beispielsweise Tagfalter und Brutvögel, von einem hohen Anteil vernetzter BFF profitierten.
Aus den Resultaten von ALL-EMA lassen sich Empfehlungen ableiten:
Wirksamkeit verbessern – BFF sollen noch stärker nach ihrem ökologischen Nutzen angelegt, bewertet und gefördert werden. Einerseits sollte eine stärkere Zunahme von besonders wertvollen Arten und Lebensräumen im Sinne der Umweltziele Landwirtschaft erreicht werden. Andererseits sollten BFF zu einer hohen Artenvielfalt in der gesamten Agrarlandschaft beitragen, indem sie zielführend platziert, vernetzt und bewirtschaftet werden.
Systemische Zusammenhänge berücksichtigen – Einzelmassnahmen allein reichen nicht. Es braucht ein umfassendes Verständnis für das Zusammenspiel verschiedener Faktoren und agrarökologischer Prozesse, welches auch bei der Planung und Umsetzung von Fördermassnahmen stärker berücksichtigt werden sollen. Neben gut vernetzten Biodiversitätsförderflächen mit guter Qualität ist dabei auch eine nachhaltige Bewirtschaftung bzw. eine sorgfältige und dem Standort angepasste Nutzung in der übrigen Agrarlandschaft entscheidend. Solche funktionierenden Systeme kommen nicht nur der Biodiversität zugute, sondern auch der landwirtschaftlichen Produktion – etwa durch Bestäubung, Wasserspeicherung, fruchtbare Böden und andere Ökosystemleistungen.
Weiterführende Informationen
Grundlegende Informationen zum Monitoringprogramm ALL-EMA sind auf der Agroscope-Webseite zu finden:
Monitoringprogramm «Arten und Lebensräume Landwirtschaft» – ALL-EMA
Quellen
BAFU & BLW (2008). Umweltziele Landwirtschaft. Hergeleitet aus bestehenden rechtlichen Grundlagen. Bundesamt für Umwelt, Bern. Umwelt-Wissen Nr. 0820.
Meier E., Lüscher G., Buholzer S., Herzog F., Indermaur A., Riedel S., Winizki J., Hofer G., Knop E. (2021). Zustand der Biodiversität in der Schweizer Agrarlandschaft: Zustandsbericht ALL-EMA 2015–2019. Agroscope, Zürich. Agroscope Science Nr. 209, 1 82. https.//doi.org/10.34776/as111g
Meier E., Lüscher G., Herzog C., Herzog F., Indermaur A., Winizki J., Knop E. (2025). Veränderung der Biodiversität in der Schweizer Agrarlandschaft. Von der ALL-EMA-Ersterhebung (2015–2019) zur Zweiterhebung (2020–2024). Agroscope, Zürich. Agroscope Science Nr. 209, 1–84. https://doi.org/10.34776/as209
Meier, E. S., Lüscher, G., & Knop, E. (2022). Disentangling direct and indirect drivers of farmland biodiversity at landscape scale. Ecology Letters, 25(11), 2422–2434. https://doi.org/10.1111/ELE.14104
Herzog, C., Meier, E. S., Schneuwly, J., Birrer, S., Roth, T., & Knop, E. (2024). Effekte ausgewählter Faktoren auf die Biodiversität in Schweizer Agrarlandschaften. Agrarforschung Schweiz, 15, 128–137. https://doi.org/10.34776/AFS15-128
Meier, E., Lüscher, G., Herzog, F., & Knop, E. (2024). Collaborative approaches at the landscape scale increase the benefits of agri-environmental measures for farmland biodiversity. Agriculture, Ecosystems and Environment, 367. https://doi.org/10.1016/j.agee.2024.108948
Meier, E. S., Lüscher, G., Herzog, F., Birrer, S., Plattner, M., & Knop, E. (2024). Mehr Biodiversität dank Biodiversitätsförderflachen in Vernetzungsprojekten. Agrarforschung Schweiz, 15, 168–175. https://doi.org/10.34776/afs15-168
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