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Mehr als die Hälfte der landwirtschaftlichen Nutzfläche sowie die gesamte Sömmerungsfläche wird heute in der Schweiz als Dauergrünland bewirtschaftet. Welchen Beitrag leistet das Grasland zur Fütterung der Tiere? Wie ordnet es sich in ein nachhaltiges Ernährungssystem ein?

58 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche (LN) wird als Dauergrünland genutzt. Diese Fläche aus Naturwiesen und Weiden umfasst rund 600 000 Hektaren. Weiter belegen Kunstwiesen als Teil der Fruchtfolge etwa einen Drittel der Ackerfläche mit insgesamt rund 120 000 Hektaren. Hinzu kommen die Sömmerungsflächen von 503 312 Hektaren zusätzlich zur landwirtschaftlichen Nutzfläche.
 

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Eigene Darstellung; Quelle: BLW, 2022
Als Spezialkulturen gelten hier: Obstbaumkulturen, Reben, Andere Nutzung sowie Streue- und Torfland, Mehrjährig nachwachsende Rohstoffe
 

Welchen Beitrag leistet das Schweizer Grasland zur Futtergrundlage?

62 Prozent des in der Schweiz für die Haltung von Nutztieren genutzten Futters stammen, gemessen in Trockensubstanz, aus dem Schweizer Grasland. Dieses stammt zu 16 Prozent von Kunstwiesen, 40 Prozent von Naturwiesen und sechs Prozent von Sömmerungsflächen. Importierte Grasprodukte machen drei Prozent aus.

Weitere neun Prozent des Futters bestehen aus anderem Raufutter, hauptsächlich Mais. 21 Prozent entfallen auf Kraftfutter und fünf Prozent auf sonstige Futtermittel.

Die Importe von Kraftfutter steigen seit der Jahrtausendwende. Etwa zwei Drittel des Kraftfutters wird importiert, während ein Drittel in der Schweiz hergestellt wird (Agristat, 2022).

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Eigene Darstellung; Quelle (Agristat, 2022)
Raufutter (Grasland): Naturwiesen und -weiden, Kunstwiesen, Sömmerungsflächen
Anderes Raufutter: Grünmais, Silomais, Stroh, Spreu
Kraftfutter: Getreide, Nebenerzeugnisse der Ölherstellung (Soja, Raps) sowie der Müllerei und weitere
Anderes Futter: Milch- und Milchprodukte, Nebenerzeugnisse der Zuckerherstellung und weitere
 

Welche Tiere fressen Gras? Was fressen sie sonst noch?

Gras wird hauptsächlich von Tieren der Rindergattung verzehrt. Monogastrische Tiere wie Schweine können Gras nicht effizient verwerten.
 

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Eigene Darstellung; Quelle: (Agristat, 2022)
 

Die durchschnittliche Futterration für Rinder in der Schweiz besteht zu 75 Prozent aus Gras, 11 Prozent aus anderem Raufutter, 10 Prozent aus Kraftfutter und zu 4 Prozent aus anderem Futter.

In der Milchproduktion wird zum Ausgleich der Rationen, insbesondere nach dem Abkalben, Kraftfutter eingesetzt. Für hohe Leistungsniveaus in der Milch- und Fleischproduktion ist zusätzliches Kraftfutter notwendig. In der Studie von Schori et al. (2022) produzierten Milchkühe mit der reinen Grasration im Durchschnitt 5376 Kilogramm Milch pro Standardlaktation. In der Schweiz stieg die durchschnittliche Milchleistung pro Kuh lange an, hat sich jedoch in den letzten Jahren bei rund 6500 Kilogramm stabilisiert (BLW 2024).

Schafe, Ziegen sowie andere Tiere wie Einhufer und Kaninchen haben in ihrer Ernährung ebenfalls einen Anteil an Gras. Allerdings sind ihre Tierbestände deutlich geringer.
 

Eigene Darstellung; Quelle (Agristat, 2022)
Raufutter (Grasland): Wiesen (Heu), Weide, Silage
Anderes Raufutter: Grünmais, Silomais, Stroh, Spreu
Kraftfutter: Getreide, Nebenerzeugnisse der Ölherstellung (Soja, Raps) sowie der Müllerei und weitere
Anderes Futter: Milch- und Milchprodukte, Nebenerzeugnisse der Zuckerherstellung und weitere
 

Welche weiteren Ökosystemleistungen erbringt das Grasland?

Neben dem wichtigen Beitrag zur Futtergrundlage für die Produktion von Milch und Fleisch enthält Grasland wesentliche Kohlenstoffvorräte und prägt das Landschaftsbild. Bei extensiver Bewirtschaftung kann es eine hohe Biodiversität aufweisen (Richter et al. 2024). Aktuell wird gut ein Drittel des Dauergrünlandes extensiv, wenig intensiv oder als Waldweide genutzt. Dieser Anteil ist in den letzten Jahren stetig gestiegen.

44 Prozent des Sömmerungsgebiets werden als nährstoffarme und artenreiche Gras- und Streueflächen (Biodiversitätsförderflächen QII) genutzt.

Ob das Grasland beweidet oder geschnitten wird, beeinflusst die Ökosystemleistungen ebenfalls. Ein Mosaik aus verschiedenen Bewirtschaftungsformen ist ideal, um die vielfältigen Leistungen des Graslands zu maximieren. 
 

Wie ordnet sich die Nutzung des Graslandes in ein nachhaltiges Ernährungssystem ein?

In Bezug auf die Trockensubstanz stammen 46 Prozent der eingesetzten Futtermittel aus dem Dauergrünland und Sömmerungsflächen der Schweiz. Diese Flächen können aus topografischen Gründen meist nicht direkt für die Produktion von pflanzlichen Lebensmitteln genutzt werden. Weitere 16 Prozent der eingesetzten Futtermittel stammen aus Kunstwiesen auf Ackerfläche. Die übrigen 38 Prozent sind Importe, werden auf Ackerflächen produziert oder sind Nebenprodukte aus der Lebensmittelverarbeitung.

Das Dauergrünland und die Sömmerungsfläche tragen zu zwei Drittel zur Fütterung von Rindvieh bei. Rindvieh produziert Milch und Fleisch, wobei mit der Milchproduktion Grasland effizienter in Lebensmittel umgewandelt wird als mit reiner Fleischproduktion. In der Schweiz wird denn auch hauptsächlich Milch produziert.

Schweizer Milch, Milchprodukte und Butter tragen 38 Prozent zur in der Schweiz produzierten und 19,5 Prozent zur Energie in konsumierten Lebensmitteln (inkl. Food Waste) bei. Schweizer Rind- und Kalbfleisch machen jeweils drei bzw. 1,5 Prozent aus (Nahrungsmittelbilanz). Ein wesentlicher Teil davon basiert auf dem Grasland. Damit leistet auch Grasland einen relevanten Beitrag zur Ernährung in der Schweiz.

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