Gefährlicher Verdacht: Pflanzeninspektoren im Einsatz gegen Quarantäneorganismen
Inspektoren im Einsatz: Kampf gegen gefährliche Pflanzenschädlinge und -krankheiten zum Schutz der Schweizer Pflanzen
Ingwerknolle, die mit dem Bakterium Ralstonia pseudosolanacearum befallen ist.
Quelle: Kantonaler Pflanzenschutzdienst
Die Inspektoren des Eidgenössischen Pflanzenschutzdienstes EPSD stehen vor einer massiven Metalltüre und warten darauf, vom Sicherheitspersonal eingelassen zu werden. Eine besondere Kontrolle steht bevor: Es besteht der Verdacht, dass in diesem Gefängnis ein besonders gefährlicher Krankheitserreger für Pflanzen vorkommt. Diese sogenannten Quarantäneorganismen müssen gemeldet und bekämpft werden, um eine Etablierung und Verbreitung zu verhindern.
Die Tür öffnet sich und die Inspektoren können in den Empfangsbereich eintreten. Überall hängen Bildschirme, die Überwachungsbilder aus der gesamten Anstalt zeigen. Hier wird auch die Identität der beiden Inspektoren überprüft, bevor sie in den nächsten Bereich eintreten dürfen. Alle privaten Gegenstände müssen sie in einem Schrank ablegen – mitnehmen dürfen sie nur, was für die anschliessende Kontrolle notwendig ist. Das Sicherheitspersonal inspiziert die Beutel mit den notwendigen Materialien, und zögert. «Ein Messer?», fragt der Mann. Der Inspektor erklärt, dass es für die Probenentnahme gebraucht werde. Er wird durchgewinkt.
Eine Begleitperson, die während des gesamten Aufenthalts im Gefängnis an der Seite der Inspektoren sein wird, empfängt sie. Insgesamt sechs Sicherheitstüren müssen sie durchqueren, bevor sie den betroffenen Gewächshaus Tunnel erreichen. Dort angekommen beginnen die Inspektoren mit dem Anziehen von Schutzkleidung: Einweganzug, Überziehschuhe und Handschuhe. Diese strikten Hygienestandards sind wichtig, um das Risiko einer Übertragung zu minimieren. Es besteht nämlich der Verdacht, dass das Bakterium Ralstonia pseudosolanacearum im Boden vorhanden ist. Dieser Quarantäneorganismus kann zahlreiche Pflanzenarten infizieren, was zu erheblichen Schäden führt: Blätter welken, der Wurzelstock beginnt zu faulen. Das Bakterium wird durch befallenes Pflanzenmaterial, Werkzeuge oder kontaminiertes Erdmaterial übertragen. Deshalb sind strikte Hygienemassnahmen unerlässlich.
Die Inspektoren nehmen Proben von insgesamt 120 Pflanzen in zwei bis drei Stunden. Nach der Probenentnahme wird das gesamte Material desinfiziert und die Schutzkleidung via Müllverbrennung entsorgt. Die Proben werden doppelt gesichert in Plastikbeuteln verstaut und anschliessend per Expresspost an das Agroscope-Labor in Changins gesendet.
Einschneidende Massnahmen zum Schutz der Schweiz
Das Resultat der Analyse: negativ. Nicht aber bei einem Dutzend weiterer Betriebe, bei denen im Sommer 2023 ein Befall mit Ralstonia pseudosolanacearum nachgewiesen wurde. In Zusammenarbeit mit den zuständigen kantonalen Diensten wurden sofort Tilgungsmassnahmen ergriffen. Diese umfassten die Dekontamination der Gewächshäuser oder Gewächshaus Tunnel, die Einhaltung von strengen Hygienemassnahmen sowie die Verhängung eines Anbauverbots auf den befallenen Parzellen. Der Boden wurde zudem luftdicht abgedeckt, um den Bakterien die Luft- und Nahrungszufuhr zu entziehen. Darüber hinaus dürfen in den nächsten drei Jahren keine Wirtspflanzen auf diesen Flächen kultiviert werden. Nur so ist eine vollständige Beseitigung des Bakteriums im Boden möglich.
Abb.1. Seit 2015 hat die Anzahl neuer entdeckter Befälle mit Quarantäneorganismen in der Schweiz stetig zugenommen. Feuerbrand (Erwinia amylovora) wurde für diese Grafik nicht berücksichtigt.
Quelle: Eidgenössischer Pflanzenschutzdienst EPSD
Diese Massnahmen sind zwar einschneidend, aber notwendig, um die Pflanzengesundheit in der Schweiz zu schützen. Das Auftreten solcher Quarantäneorganismen nimmt hierzulande Jahr für Jahr zu – sowohl in der Häufigkeit als auch in der Vielfalt der betroffenen Organismen. Daher bleibt der Schutz der Pflanzen vor Quarantäneorganismen ein zentrales Thema, dem weiterhin grosse Aufmerksamkeit geschenkt werden muss, um Schäden durch Quarantäneorganismen so weit als möglich zu minimieren.
Mein Agrarbericht
Auswahl:
Stellen Sie sich Ihren eigenen Agrarbericht zusammen. Eine Übersicht aller Artikel finden Sie unter «Service».