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Rund 20 Prozent des Stickstoffinputs in die Landwirtschaft gelangen in Form von Nitrat in die Gewässer. Dabei weisen Gemüse- und Ackerbauflächen eine höhere Nitratauswaschung auf als Graslandflächen. In ackerbaulich geprägten Gebieten sind die Nitratgehalte in rund der Hälfte der Grundwassermessstellen zu hoch. Ein Fokus liegt aktuell darauf, den pflanzenverfügbaren Stickstoff im Boden bei der Düngung zu berücksichtigen.
 

Stickstoffauswaschung aus der Landwirtschaft

Stickstoff gelangt aus Punktquellen wie Kläranlagen und diffus aus landwirtschaftlichen und anderen Flächen in die Gewässer. Das Modell MODIFFUS berechnet den diffusen Eintrag. Rund 20 Prozent des Stickstoffinputs in die Landwirtschaft gehen in die Gewässer verloren. Mit knapp 28 000 Tonnen stammten 2020 40 Prozent aller Stickstoffeinträge in die Gewässer aus der landwirtschaftlich genutzten Fläche (Hutchings et al, 2023).

Gegenüber 2010 ist der modellierte Eintrag von Stickstoff in die Gewässer aus der Landwirtschaft im Jahr 2020 leicht tiefer. Hauptgründe dafür sind die Abnahme der landwirtschaftlich genutzten Flächen (vor allem beim Ackerland), der Sickerwassermenge (klimatisch bedingt) und der Stickstoffdeposition aus der Luft (Erfolge der Luftreinhaltung). Diese haben einen massgeblichen Einfluss in den Modellberechnungen.

Für Nitrat bestehen zwei Umweltziele Landwirtschaft. Ein Ziel bezweckt den Schutz der Meere vor zu viel Stickstoffeintrag und besteht in der Reduktion der landwirtschaftsbedingten Stickstoffeinträge in die Gewässer um 50 Prozent gegenüber 1985. Diese betrugen 1985 40 070 Tonnen (Prasuhn 2016). 2020 verblieb somit eine Ziellücke von knapp 8000 Tonnen.
 

Nitratgehalte im Grundwasser

Das zweite Umweltziel Landwirtschaft zu Nitrat betrifft das Grundwasser, das als Trinkwasser genutzt wird oder dafür vorgesehen ist. Hier gilt gemäss der Gewässerschutzverordnung (GSchV) eine numerische Anforderung von maximal 25 Milligramm pro Liter. In ackerbaulich geprägten Gebieten wurde dieser Wert 2022 in 47 Prozent der Messstellen der Nationalen Grundwasserbeobachtung NAQUA überschritten. In von Grasland geprägten Gebieten wurden die Anforderungen an den Nitratgehalt bei 16 Prozent der Messstellen nicht eingehalten.

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Nitrat im Grundwasser sowie offenes Ackerland. Daten: NAQUA 2022.

Quelle: BAFU


Die Nitratkonzentrationen verändern sich von Jahr zu Jahr etwas. Dies kann sowohl hydrologische als auch agronomische Gründe haben.
 

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Nitratgehalte in landwirtschaftlich geprägten Gebieten nach Nutzungsrichtung. Daten: NAQUA 2022.

Quelle: BAFU
 


Massnahmen zur Reduktion der Nitratauswaschung

In Gewässerschutzprojekten nach Artikel 62a unterstützt der Bund in kantonalen Projekten Massnahmen zur Reduktion des Nitratgehaltes im Grundwasser. Die am häufigsten umgesetzte Massnahme besteht in der Umwandlung eines Teils der Ackerfläche in Grasland. Das Forschungsprojekt NitroGäu hat die Massnahmen im 62a-Projekt Niederbipp-Gäu-Olten überprüft. Es zeigte sich, dass die Düngung, insbesondere der Stickstoffvorrat, im Boden besser berücksichtigt werden muss. Deshalb wurden in diesem Nitratprojekt die Massnahmen «Düngung nach korrigierter Norm» und «Düngung nach Nmin» flächig eingeführt. Diese Massnahmen werden auch in den Grundlagen für die Düngung (Richner et al. 2017) empfohlen. Ziel ist es, den gleichen Ertrag in gleicher Qualität mit kleineren Stickstoffüberschüssen und dadurch weniger Nitratauswaschung zu erreichen. Das Forschungsprojekt CriticalN begleitet die Umsetzung wissenschaftlich. Erste Ergebnisse zeigen, dass die potenziellen Stickstoffverluste gesenkt werden können, ohne Ertrag und Rentabilität zu reduzieren. Insbesondere im Gemüsebau ist das Potenzial zur Einsparung von Dünger hoch.


Quellen

Hutchings C., Spiess E., Prasuhn V., 2023: Abschätzung diffuser Stickstoff- und Phosphoreinträge in die Gewässer der Schweiz mit MODIFFUS 3.1, Stand 2020. Agroscope Science, 155, 2023, 1‒161.

Richner W., Sinaj S., 2017: Grundlagen für die Düngung landwirtschaftlicher Kulturen in der Schweiz (GRUD 2017). Agrarforschung Schweiz (6), Spezialpublikation, 276 S.
 

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