Zurück

Ammoniak beeinträchtigt empfindliche Ökosysteme

Ammoniak (NH3) entsteht, wenn Eiweisse oder Harnstoff aus den Ausscheidungen von Nutztieren zersetzt werden. Ammoniakemissionen sind aus verschiedenen Gründen unerwünscht. Einerseits geht der darin enthaltene Stickstoff der Landwirtschaft verloren. In der Schweiz gingen zwischen 2020 und 2022 durchschnittlich 40 kg Stickstoff pro Hektare landwirtschaftlicher Nutzfläche (LN) verloren. Das entspricht einem jährlichen Verlust von rund 41 700 Tonnen Stickstoff (N).

Andererseits wird Ammoniak mit den Luftströmungen verfrachtet und als nasse oder trockene Deposition andernorts wieder eingetragen. In empfindlichen Ökosystemen wie Wäldern, Magerwiesen, Mooren und Heidelandschaften führt er zur Überdüngung und Versauerung der Böden. Dadurch werden wiederum Bodenprozesse, der Nährstoffhaushalt und die Artenvielfalt verändert. Um beurteilen zu können, ob die Stickstoffeinträge in ein Ökosystem übermässig sind, wurden für die verschiedenen Ökosysteme kritische Eintragswerte (critical loads, BAFU) hergeleitet. Der kritische Eintragswert an Stickstoff schwankt jährlich, abhängig vom jeweiligen Ökosystem, zwischen 4‒25 kg Stickstoff pro Hektare. Im Jahr 2020 belief sich die Stickstoff-Gesamtdeposition auf 59 kt N. Die höchsten Werte (65 kg N/ha pro Jahr) wurden in der Talregion ermittelt. Obwohl die Gesamtdeposition von Stickstoffverbindungen in der Periode 1990‒2020 um 26 Prozent zurückgegangen ist, wurden die kritischen Eintragswerte an Stickstoff im Jahr 2020 in 87 Prozent der Waldgebiete überschritten (Meteotest, 2023).

Ammoniak bildet sich dann, wenn das Enzym Urease im Kot mit dem Stickstoff im Harn (Harnstoff) in Verbindung kommt. Der so gebildete Ammoniak entsteht auf verschiedenen Stufen des Produktionsprozesses und bei der Verwendung von Hofdünger. In der Schweiz kommen über 90 Prozent der Ammoniakemissionen aus der Landwirtschaft, genauer gesagt aus der Tierhaltung. Obwohl die Ammoniakemissionen zwischen 1990 und 2020 um 22 Prozent abnahmen, insbesondere infolge der Umsetzung emissionsmindernder Massnahmen, bleiben sie dennoch auf einem hohen Niveau (HAFL, 2022). Ein Grossteil des Ammoniaks aus der Landwirtschaft entweicht bei der Gülleausbringung (rund 34 %). Die Entwicklung des Tierbestandes hat einen grossen Einfluss auf die Ammoniakemissionen.

ab24_umwelt_ammoniakemissionen_grafik_2_nicolas_foresti_paket_7_d.png

Zielsetzung des Bundesrates

Um die Ökosysteme vor übermässigen Stickstoffeinträgen zu schützen, wurden die Ammoniakemissionen in den «Umweltzielen Landwirtschaft» (BAFU und BLW, 2008) auf jährlich maximal 25 000 Tonnen NH3-N begrenzt. In seiner Botschaft zur Weiterentwicklung der Agrarpolitik ab 2022 (AP22+) schlägt der Bundesrat vor, die Emissionen bis 2025 gegenüber 2015/2017 um 10 Prozent (sprich auf maximal 38 070 t NH3-N) zu senken. Bislang wurde dieses Ziel nicht erreicht. Die bisherigen Massnahmen müssen fortgesetzt und sogar verstärkt werden.

ab24_umwelt_ammoniakemissionen_grafik_1_nicolas_foresti_paket_7_d.png

Strategie zur Senkung der Ammoniakemissionen

Die Strategie zur Senkung der Ammoniakemissionen beruht auf den im Folgenden aufgeführten bewährten Verfahren. Die Massnahmen sollten im gesamten Betrieb auf der Basis einer gesamtbetrieblichen Betrachtung angewendet werden.

  1. Emissionsarme Ausbringung von flüssigen Hofdüngern

    Seit dem 1. Januar 2024 sind flüssige Hofdünger durch geeignete Verfahren möglichst emissionsarm auszubringen, um die Ammoniak- und Geruchsemissionen zu begrenzen (Anhang 2, Ziffer 552 LRV). Das BAFU und das BLW haben eine Vollzugshilfe «Nährstoffe und Verwendung von Düngern in der Landwirtschaft» erarbeitet, die sich mit dieser Thematik befasst. Durch die Ausbringung von Gülle mit dem Schleppschlauch können die Ammoniakemissionen um 30 bis 35 Prozent reduziert werden.

  2. Ausdehnung der Weidehaltung

    Auf der Weide versickert der Harn schneller als im Stall und kommt überdies weniger mit dem Kot in Berührung. Beides führt dazu, dass weniger Ammoniak freigesetzt wird. Die Massnahme ist jedoch nur wirksam, wenn Stall und Laufhof während der Weidezeit sauber gehalten werden. Der Bund fördert die Weidehaltung über die RAUS-Beiträge.

  3. Optimierungen im Stall und in der Fütterung

    Auch im Stall bestehen verschiedene Möglichkeiten zur Reduktion der Ammoniakemissionen. Die Nationale Drehscheibe Ammoniak gibt einen Überblick über mögliche Massnahmen mit erwiesener Wirksamkeit. Der Bund unterstützt entsprechende bauliche Massnahmen oder Massnahmen betreffend die Ausstattung der Gebäude über die Strukturverbesserungsbeiträge. Auch die Fütterung kann optimiert werden, was neben der Ammoniakreduktion zudem wirtschaftliche Vorteile bringt.

Quellen

Meteotest (2023), Nitrogen deposition and exceedances of critical loads for nitrogen in Switzerland 1990–2020.
HAFL (2022), Ammoniakemissionen der schweizerischen Landwirtschaft 1990 bis 2020.
Bundesrat (2020), Botschaft zur Weiterentwicklung der Agrarpolitik ab 2022 (AP22+).
BAFU/BLW (2008), Umweltziele Landwirtschaft, Reihe «Umwelt-Wissen», Nr. 0820, Bundesamt für Umwelt, Bern.

Facebook Twitter LinkedIn Instagram